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Bilder vom UniStem Day






Der UniStem Day 2016 an der RUB – ein Rückblick

15. März 2016

Embryonal, fetal, adult oder induziert – Stammzellen sind so vielfältig wie ihre Quellen.

Und gelten als große Hoffnung in Forschung und Medizin. Auf der anderen Seite werfen die „kleinen Helfer“ immer wieder ethische Fragen auf: „Stammzellen: Alleskönner oder Teufelszeug?“ Unter diesem Motto fand am 11. März der erste UniStem Day an der Ruhr Universität statt. 55 Schüler und Schülerinnen forschten einen Tag lang interdisziplinär zu Stammzellen.


Stammzellen: Alleskönner oder Teufelszeug?

Erwartungsvoll sitzen die 55 teilnehmenden Schüler und Schülerinnen des Bochumer Stammzelltages vor ihren Lichtmikroskopen. Im Labor des Lehrstuhls für Zellmorphologie und molekulare Neurobiologie haben sie die Chance Wissenschaft und Forschung hautnah zu erleben. Dr. Jacqueline Reinhard, Mitorganisatorin des UniStem Days heißt die Nachwuchsforscher herzlich willkommen: „Heute sollt ihr Einblicke in unsere Arbeit hier im Labor bekommen. Das machen wir hier tagtäglich. Das ist kein Hexenwerk. Wenn ihr Fragen habt-löchert uns!“ Bevor es praktisch losgeht, gibt Prof. Dr. Stefan Wiese von der Fakultät für Biologie und Biotechnologie den Schülern eine kurze Einführung in die Grundlagen der Stammzellforschung, die verschiedenen Stammzelltypen und ihre Eigenschaften. Und dann dürfen sich die Schüler und Schülerinnen endlich selbst als Biologen ausprobieren. Durch Mikroskope beobachten sie drei verschiedene Zelltypen: gefärbte Fibroblasten (Hautzellen), Neurone und humane induzierte pluripotente Stammzellen (kurz hiPS-Zellen). „Das Dunkle ist der Zellkern“ erklärt Doktorandin Susanne Wiemann ihrer Gruppe und ermutigt sie zum Zeichnen. Sie weiß: „Mikroskopieren macht einen Großteil des Biologiestudiums aus. Durch das Zeichnen bekommt man ein Gefühl für die Morphologie der Zellen“. Dann lobt sie die Skizze von Schüler Moritz Baack (16): „Genau so sehen sie aus. Wie Flatschen: oval, abgeflacht, mit kleinen Ausläufern“. Moritz findet den Stammzelltag „informativ, spannend und verständlich, trotz der vielen Fachbegriffe“. Der Schüler interessiert sich für Biologie. Und für Stammzellen: „Ich finde es super, dass Stammzellen das ewige Leben hervorbringen können.“ Dann weist er zusammen mit Prof. Dr. Wiese das Markergen Oct4 mit Hilfe der Agarosegelelektrophorese in iPS-Zellen molekularbiologisch nach-das geht weit über den Schulstoff hinaus. „Von solchen Möglichkeiten und solch einer Ausstattung kann man an Schulen nur träumen“, schwärmt Biologielehrer Rolf Weitkämper.

Biologie und Ethik im Diskurs

Gestärkt durch das Mittagessen in der Mensa stellen sich die Schüler und Schülerinnen am Nachmittag den ethischen Fragen der Stammzellforschung. „Die Forschung geht häufig schneller voran, als die ethische Reflektion“, weiß Prof. Dr. Traugott Jähnichen von der evangelisch-theologischen Fakultät. In seiner Einführungsvorlesung gibt er den Schülern und Schülerinnen Denkanstöße für die nachfolgenden Workshops: Ist das menschliche Leben eine biologische Ressource? Heiligt der Zweck die Mittel? Reproduktives Klonen und therapeutisches Klonen: Wo setzen wir die Grenzen? Was bedeutet all das für das menschliche Miteinander, das Wohl des Menschseins? Dann schlüpfen die Schüler und Schülerinnen selbst in die Rolle eines Ethikers. In drei Workshops diskutieren sie die Hoffnungen und Risiken von embryonalen, adulten und hiPS-Stammzellen. So steht in einer Gruppe die ethisch umstrittene Gewinnung von embryonalen Stammzellen im Fokus: Wann beginnt menschliches Leben? Wann ist ein Mensch ein Mensch? „Nach der 18. Schwangerschaftswoche“, meint eine Schülerin; eine Andere findet: „Es ist ein Lebewesen, obwohl es noch keinen Herzschlag hat“. Man ist sich einig, dass ein bestimmter Zeitpunkt festgelegt werden muss. Aber wer legt den fest? In einem anderen Workshop spricht man über die vielversprechenden Perspektiven der hiPS-Zellen, über Klone und Organhandel. Sind hiPS-Zellen eine gute Alternative? Tom Rudolph (16) meint: „Es gibt mehr Vorteile als Nachteile für die hiPS-Zellen. Man sollte Regelungen für den Gebrauch aufstellen.“ Ein Klassenkamerad wirft ein: Wäre es nicht toll, Stephen Hawking zu klonen? Tom denkt nach: „Klonen ist nicht nur genetisch, sondern hat auch mit Sozialisation zu tun. Ein Klon von Hawking müsste damit leben, dass er nur eine Kopie des genialen Wissenschaftlers wäre.“ Und stößt damit eine Debatte über Selbst- und Fremdbestimmung an.

Lebhafte Diskussionen

Im Anschluss an die lebhaften Diskussionen in den Workshops, stellen die Schüler und Schülerinnen ihre Fragen an die Natur- und Geisteswissenschaftler vor Ort: Wann ist denn nun ein Mensch ein Mensch aus Sicht der Mediziner, der Biologen und Theologen? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit das hiPS-Zellen totipotent sind? Ab wann hat ein Embryo ein Bewusstsein? In der Gesprächsrunde betonen alle Wissenschaftler, wie wichtig die soziale Wirklichkeit sei. „Menschen bestehen in der Interaktion. Wir sind nicht nur biologische, sondern auch soziale Wesen“, fasst Prof. Dr. Traugott Jähnichen zusammen. Bettina Daume, Lehrerin an der städtischen Gesamtschule Schwerte ist begeistert vom UniStem Day „Authentisch. Sehr anregend. Ich finde die Verknüpfung von Biologie und Ethik sehr bereichernd.“

Abschluss sowie weiterer Höhepunkt des Tages bildet das interaktive Stammzell-Quiz. Jetzt können die Schüler und Schülerinnen ihr neu erworbenes Wissen rund um Stammzellen unter Beweis stellen. Die Köpfe rauchen, die Anspannung wächst. Die drei Sieger freuen sich schließlich über…Stammzellen. Aus Plüsch! Wer weiß, in was die sich noch entwickeln?!