Alfried Krupp-Schülerlabor » Forschen » Konferenzen » Wissenschaft im öffentlichen Raum

Wissen schaffen in Zeiten von Pegida. Fakten und Meinungen aus der Sicht eines ‚Fernseh-Sisyphos‘.


Fakten zählen heute nicht mehr wirklich, Meinungen sind gefragt und lassen sich auch schneller präsentieren. Wer im öffentlichen Raum erklärt, hat eigentlich schon verloren. Also offenbar steht man als Wissenschaftler auf verlorenem Posten, will man erläuternd erklären, einordnen und kommentieren, und das alles natürlich mit einem ordentlichen Unterhaltungsfaktor. Manchmal fühlt man sich schon ein bisschen wie Sisyphos, aber den soll man sich ja, wenn Albert Camus recht hatte, als einen glücklichen Menschen vorstellen. Und in der Tat, es macht großes Vergnügen mit dem Medium Fernsehen Wissenschaft zu präsentieren und zwar einem Millionenpublikum.


Prof. Dr. Harald Lesch, Astrophysiker, Wissenschafts¬journalist/München


Lernsetting Museum: Wissen vermitteln durch authentische Objekte?


Mit deutschlandweit mehr als 100 Mio. Besuchen pro Jahr bilden Museen eine wichtige Quelle der Wissensvermittlung - nicht nur schulbegleitend bei Klassenausflügen, sondern gleichermaßen auch als informeller Lernort der am jeweiligen Ausstellungsthema interessierten Erwachsenen. Für die Wissensvermittlung bedienen sich Museen einer Vielzahl von Formen, die von personalen Führungen über museumspädagogische Programme bis zu interaktiven Exponaten und digitalen Begleitmedien reicht. Alleinstellungsmerkmal und damit Kern der Vermittlungspraxis bilden aber die authentischen Exponate aus den Sammlungen der Museen. In den vergangenen Jahren ist deshalb die Rolle der Authentizität für die Wissensvermittlung in den Fokus empirischer Forschung gerückt: Wie werden authentische Exponate von Besuchern wahrgenommen und bewertet? Welchen Einfluss haben sie auf Aufmerksamkeit und Gedächtnis und damit auf die Lernprozesse der Besucher? Der Vortrag führt in diese Debatten ein und gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsbefunde.


Prof. Dr. Stephan Schwan, Psychologe, Medienwissenschaftler/Tübingen


Was Verlage leisten?!


Noch nie gab es so viele Forscher auf der Welt wie heute. Noch nie wurde so viel publiziert wie heute. Noch nie waren Forschungsförderer so sehr an ROI (Return on Investment) ihrer Investitionen interessiert. Noch nie war die Forschung so interdisziplinär und so wettbewerbsorientiert wie heute.
Was leistet ein Verlag in einem komplexen Umfeld um die Arbeit der Forscher für die Gesellschaft zu unterstützen ?!


Dr. Eva E. Wille, Vizepräsidentin bei Wiley VCH/Weinheim


Die Natur der Naturwissenschaften verstehen. Fachdidaktische Argumente.


Prof. Dr. Christiane Reiners, Chemiedidaktik/Köln


Wissenschaft im Griff von Wirtschaft und Politik? Kommerzialisierung, Politisierung und Erkenntnisanspruch.


Meine These ist, dass diese Behauptung des epistemischen Niedergangs von Wissenschaft im Anwendungskontext im Wesentlichen fehlgeht. In der Mehrzahl der Fälle stimmt die Erkenntnisqualität des produzierten Wissens in erkenntnisorientierter und anwendungsorientierter Forschung überein. Allerdings gibt es auch andersartige Fälle, die eine gesonderte Analyse verdienen. Das Problem ist die einseitige Ausrichtung der Forschungsagenda, die oft nicht mit der ethisch begrün¬deten Vorstellung im Einklang steht, dass Wissenschaft dem Gemeinwohl dient. Jedoch ist Grund¬lagen¬forschung nicht geeignet, hier Abhilfe zu schaffen. Wissenschaft unter Anwendungsdruck ist meistenteils unproblematisch in ihren Prüfungs- und Beurteilungsverfahren, während Defizite bei der Auswahl von Forschungsthemen auftauchen. Diese Defizite sollten von einer „Wissenschaft im öffentlichen Interesse“ aufgefangen werden.


Prof. Dr. Martin Carrier, Wissenschaftsphilosoph/Bielefeld