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Verena Cornely Harboe
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Philologie
Germanistisches Institut
Arbeitsbereich Sprachbildung und Mehrsprachigkeit
Gebäude GB 5/143
Tel.: 0234/32-21905
verena.cornelyharboe@rub.de

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Förderprogramm „ease-Corona“ für Schülerlabore

im Rahmen des „Aktionsprogramms Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“



Sommerschule

10. August 2022

Deutsch als Zweitsprache lernen und lehren

In den letzten drei Sommerferienwochen haben uns im Rahmen der Sommerschule „Deutsch als Zweitsprache“ (kurz: Sommerschule DaZ) verschiedene Studierenden-Schüler*innen-Gruppen im geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich des Alfried Krupp-Schülerlabors der Wissenschaften (AKS) besucht und unsere Räumlichkeiten für die multimediale Aufbereitung ihrer Projekte genutzt.

Die Sommerschule „Deutsch als Zweitsprache“ (Sommerschule DaZ) und die „Forschertage Natur erleben an der Ruhr-Universität Bochum“ (kurz: FNE@RUB), die in der zweiten Sommerferienwoche im MINT-Bereich des AKS stattfand (zu unserer Meldung), werden über das Schülerlabor-Förderprogramm „ease Corona“ im Rahmen des „Aktionsprogramms Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und richten sich an Schülerinnen und Schüler mit Sprachförderbedarf und Zuwanderungsgeschichte. Den ausführlichen Beitrag finden Sie unter https://www.aks.ruhr-uni-bochum.de/aktuelles/2021/aks00281.html.de.



Zur Sommerschule „Deutsch als Zweitsprache“ (Sommerschule DaZ)


Die Sommerschule DaZ wurde in diesem Jahr zum siebten Mal vom Arbeitsbereich Sprachbildung und Mehrsprachigkeit des Germanistischen Instituts der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB, Leitung Prof. Dr. Lena Heine) angeboten und durch Verena Cornely Harboe koordiniert. 27 Studierende der RUB unterstützten 80 neu zugewanderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus acht Bochumer Schulen dabei, die deutsche Sprache zu erlernen oder ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Die Schüler*innen hatten über ihre Schulen von der Sommerschule DaZ erfahren und sich dafür angemeldet.

(Lehramts-)Studierende aller Fachrichtungen können das Berufsfeldpraktikum „Sommerschule Deutsch als Zweitsprache“ (Sommerschule DaZ) im Optionalbereich wählen. In einer intensiven Vorbereitungsphase erarbeiten die Studierenden zusammen mit Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen theoretische und praktische Grundlagen. „Dazu zählen unter anderem Grundlagen der Sprachstandsdiagnostik und der Vermittlung von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache neben Ansätzen zur fachintegrierten Sprachförderung und der Alphabetisierungsarbeit, aber auch Einführungen in traumapädagogische Ansätze und asylrechtliche Rahmenbedingungen“, erklärt Verena Cornely Harboe.

Die Studierenden wurden in der dreiwöchigen Praxisphase während der Sommerferien (vom 18. Juli bis 05. August 2022), in der sie den Teilnehmer*innen der Sommerschule sprach- und kultursensiblen Förderunterricht erteilten, durch didaktische Beratungen, Seminar- und Supervisionssitzungen eng begleitet.



Ein Tag bei der „Sommerschule DaZ“


Die Schüler*innen waren in diesem Jahr zwischen zehn und 23 Jahren alt und erst vor Kurzem aus 17 verschiedenen Herkunftsländern nach Deutschland zugewandert. Vor dem Beginn der Sommerschule DaZ haben alle Schüler*innen an einer Sprachstandserhebung teilgenommen und wurden, je nach ihrem individuellen Förderhorizont, einer Studierenden-Schüler*innen-Gruppe mit ähnlichem Sprachniveau zugeteilt.

In den Lehr-Lerntandems konzentrieren sich die Studierenden und Schüler*innen in den drei Wochen unter anderem auf das „das Erlernen/die Arbeit mit schulspezifischen Sprachhandlungen wie z.B. „beschreiben“ und „berichten“ und die dazugehörigen Textmuster und sprachlichen Strukturen.“, so Cornely Harboe. „Die Auswahl der Operatoren erfolgt je nach Sprachstand. In den höheren Förderhorizonten wird z.B. mit den Operatoren „argumentieren“, „begründen“, analysieren“ gearbeitet“, ergänzt sie. Jede der drei Wochen hat ein Oberthema („Alltag“, „Natur“, „Kultur“), für das die Studierenden-Gruppen selbst ihren Unterricht gestalten: projekt-, handlungs- und kompetenzorientiert. Exkursionen an außerunterrichtliche Lernorte sind fest im Programm der Sommerschule DaZ verankert und finden zwei Mal pro Unterrichtswoche statt.

Wir haben in der dritten Sommerferienwoche drei Lerngruppen besucht. Die erste Lerngruppe trafen wir im „blauen Raum“ des geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich des Alfried Krupp-Schülerlabors der Wissenschaften. Als wir den Raum betraten, wurden wir mit ruhiger Musik empfangen, während die Schüler*innen allein oder in Zweiergruppen eigenständig und konzentriert an einer Präsentation arbeiteten. Sie nutzten unsere Laptops für ihre Recherche-Arbeit, um ihren Lieblingsfilm, ihre Lieblingsserie oder ihren Lieblingscomic vorzustellen und hatten in der Woche zuvor bereits mit Padlet eigene Blog-Einträge erstellt. Die Schüler*innen arbeiteten gerne am Computer und berichteten ebenso begeistert von ihrer Exkursion ins Gasometer in Oberhausen. Die Sommerschule DaZ gefiel den Schüler*innen sehr. Vor allem den Unterricht fanden sie richtig gut, sagten sie, weil sie so viel gelernt haben und so viel Spaß dabei hatten.

Impressionen aus dem „blauen Raum“ des geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereichs des AKS

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Die zweite Lerngruppe durften wir in einen Seminarraum auf dem Campus begleiten. Wie die Schüler*innen berichteten, hatten sie in der ersten Woche eigene Rezepte aufgeschrieben und präsentiert und sich in der zweiten Woche mit Säugetieren auseinandergesetzt und Steckbriefe erstellt, für die auch diese Gruppe an den Computern im Schülerlabor Informationen gesammelt hatte. Ihre tollen Ergebnisse schmückten die Wände des Seminarraums und wurden am letzten Tag der Sommerschule DaZ ausgestellt und den Familien und Freund*innen präsentiert.

In der dritten Woche „hat sich die Gruppe mit unserem Sonnensystem beschäftigt und sich dabei zunächst mit unserem Heimatplaneten Erde auseinandergesetzt. Hierzu hat sie die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer in Oberhausen besucht und sich anschließend mit den anderen Planeten unseres Sonnensystems beschäftigt und dazu dann noch eine Exkursion ins Planetarium unternommen“, so Cornely Harboe.

Ihre Exkursion ins Gasometer in Oberhausen griff die Gruppe an dem Morgen, als wir sie besuchten, noch einmal auf. Gemeinsam erinnerten sie sich an den Merksatz, der ihnen helfen sollte, sich die Reihenfolge der Planeten in unserem Sonnensystem zu merken: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“ (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun). Nachdem sie sich am Vortag mit der Erde auseinandergesetzt hatten, beschäftigten sie sich nun mit den anderen Planeten des Sonnensystems.

Anhand von einem Informationsblatt über die Planeten stellten sich die Schüler*innen die Planeten gegenseitig vor und mussten dabei aus den stichpunktartigen Informationen zum Durchmesser, dem Abstand zur Sonne und „planetaren Rekorden“ ganze Sätze bilden. Sie sprachen gemeinsam über die Merkmale eines Planeten, ordneten sie von groß nach klein und beschrieben die Planeten anhand von Bildern. Die Vorfreude auf die nächste Exkursion am Folgetag ins Planetarium wuchs und wuchs. Für den Nachmittag nach der Exkursion hatte sich die Gruppe vorgenommen, das Sonnensystem zu basteln. Das beeindruckende Ergebnis konnten wir während der Abschlussveranstaltung bewundern.

Impressionen: Das Sonnensystem

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Die dritte Lerngruppe präsentierte gerade ihre (im Präteritum!) selbst verfassten Texte über Feste in ihrer Kultur, als wir dazu kamen, und befasste sich dann gemeinsam mit dem Aufbau einer Postkarte. Nur wenige der Schüler*innen hatten bisher selbst eine Postkarte erhalten oder geschrieben. Zusammen konnten sie schnell erarbeiten, dass es einen Absender und Empfänger mit vollständiger Adresse braucht – und eine Briefmarke – und, dass sie eine Anrede und Grußformel benötigen und im Hauptteil von dem berichten, was sie in der Vergangenheit erlebt haben. Daraufhin gestalteten die Schüler*innen ihre eigene Postkarte, die sie am letzten Tag schreiben und verschicken durften.

Impressionen: Die Postkarte

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Die Studierenden der dritten Lerngruppe berichteten, dass am Anfang alles sehr aufregend und spannend und die Unterrichtsvorbereitung sehr intensiv war. Die gemeinsame Gruppenarbeit schätzten die drei sehr, genauso wie ihre Schüler*innen-Gruppe. Der erste Ausflug hat die Gruppendynamik sehr gestärkt. Auch die Raumwechsel ins Schülerlabor haben der Gruppe sehr gutgetan. Obwohl die Computerarbeit zunächst ungewohnt war, entwickelte sich bald eine Routine. Nach ihrer Recherche arbeiteten die Schüler*innen mit dem Green Screen. Nach der Vorlage von „Paula und die wilden Tiere“ (KiKA) schlüpften die Schüler*innen in die Rolle des Reporters/der Reporterin und stellten ein Tier vor einem ausgewählten eigenen Hintergrund vor.

Für die Studierenden-Schüler*innen-Gruppen, die wir besucht haben, war die Sommerschule DaZ ein voller Erfolg. Die Schüler*innen hatten sehr viel Spaß und haben mit Begeisterung Deutsch gelernt. In der Lernumgebung mit den Studierenden haben sie sich sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Die Ausflüge und die gemeinsamen Mittagessen in der Mensa haben den Schüler*innen ebenso gut gefallen.

Als Höhepunkt der drei Wochen stand dann noch die große Abschlussveranstaltung auf dem Programm, bei der alle Lerngruppen eine Auswahl ihrer Ergebnisse in einem echten Uni-Hörsaal vor den Mitschüler*innen, Studierenden, Wissenschaftler*innen der RUB, Lehrer*innen, Familienangehörigen und Freund*innen präsentieren durften. Selbst gedrehte Videos, das Sonnensystem mit allen Planeten zum Anfassen, ein live auf der Bühne vorgetragenes Salatrezept und viele weitere bunte Exponate im Foyer zeigten sehr lebendig und anschaulich, mit was sich die Gruppen in der Sommerschule beschäftigt hatten. Nicht nur die Studierenden, sondern auch Eltern und Betreuer*innen waren zu Recht stolz auf ihre Schützlinge und deren Fortschritte in der deutschen Sprache.

Impressionen von der Abschlussveranstaltung

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